An heißen Sommertagen herrscht in den meisten Museen eine angenehm kühle Atmosphäre. Sie sind perfekt klimatisiert nach den konservatorischen Anforderungen, die die Gemälde und Skulpturen stellen. Eine gute Gelegenheit, sich in diesen Tagen den Tempeln der Kunst zu widmen. Und dort nicht nur über Künstler Neues zu lernen, sondern auch über die Art des Präsentierens.
Museen sind für die Betrachtung von Kunst und Design erbaut.
Ein zentrales Thema ist die inhaltliche Konzeption der Ausstellung – wie die Bilder aufeinanderfolgen, ob sie miteinander in Beziehung stehen, was der Besucher darüber an Informationen erhält. Ein anderes die Art der Aufhängung an den Präsentationswänden und die Anordnung der Skulpturen im Raum.
Die FARBIGKEIT der PRÄSENTATIONSWÄNDE
Folgendes Szenario: Eine Sammlung expressionistischer Malerei. Vielfarbig – mal leuchtend, mal pastellig, mal düster. Das Lenbachhaus ging mit den Werken des Blauen Reiter erfrischend unkonventionell um: Die einzelnen Raumabschnitte sind mit verschiedenfarbigen Wänden gestaltet anstelle der in Museumspräsentationen sonst dominierenden ‚White Cube‘.
Die Räume sind einmal hellblau, dann braungrau, dann gelb gestrichen, manche Flächen schimmern durch silberne Einstreuungen. Oder es gibt eine textile Wandbespannung – fast schwarz – die dunkles Holz suggeriert.
Der Grund dafür: Jedes der oft stark farbigen Kunstwerke soll optimal präsentiert werden. Eben auf einer Fläche, die volle Aufmerksamkeit auf die Bildfarbe lenkt, und so größtmögliche Wirkung erzeugt.
Auf den tiefdunklen bis schwarzen Flächen bekommt etwa die Farbigkeit der Werke Kandinskys eine leuchtende Strahlkraft, die intensiv auf den Betrachter wirkt. Intensiver als auf weiß. Das wussten die Künstler des ‚Blauen Reiter‘ selbst zu schätzen, und präsentierten in der ersten Ausstellung ihrer Werke 1911/12 auf dunklem Stoffbahnen.
✍ Auf schwarzem Grund kommt Farbigkeit, z.B. ein Schlagwort in Rot oder Orange besonders wirkungsvoll zum Ausdruck.
BELICHTUNGSKONZEPT in der MUSEUMSARCHITEKTUR
Ein weiteres Zentrales Thema bei der Präsentation von Design oder Kunst ist die Belichtung. Die Werke des ‚Blauen Reiter‘ im zweiten Obergeschoss des Lenbachhauses können im Tageslicht präsentiert werden. Doch muss das Sonnenlicht entsprechend gerichtet und gefiltert in die Räume geholt werden. Gefordert wird eine möglichst gleichmäßige Belichtung – ohne starke Schatten oder auffallend helle Bereiche. Das Architekturbüro Foster & Partners löst diese Aufgabe mittels Lichtsheds, die auf dem Dach des neuen Anbaus nach Norden ausgerichtet sind.
Würde das Sonnenlicht ungefiltert einfallen gäbe es zu harte Kontraste.
✍ Wie viel Aufwand und Planung, in diesem Fall die Lichtplanung – einer Präsentation zugrunde liegt, merkt der Betrachter kaum. Doch gerade deshalb bedarf es ihr. Um die KONZENTRATION allein auf die Werke zu lenken. Keine Ablenkung. KONTEMPLATION.
Die Generalsanierung und Erweiterung des Lenbachhauses erfolgte in den Jahren 2009 bis 2013 durch das Architekturbüro Foster + Partners.